Franz Schöffmann (Versehrtensportklub ASVÖ Wien) über den Blinden-Fußball in Österreich
Freitag 9. Dezember 2011 von Hans Popp
Franz Schöffmann, ein Pionier der sich ein besonderes Ziel gesteckt hat. Er will den Blindenfußball in Österreich, eine weltoffene und gesunde sportliche Basis anbieten. „Wir sind die Pioniere in Österreich“, beschreibt Franz Schöffmann, Obmann des Versehrtensportklubs ASVÖ-Wien, seine blinden Jungfußballer, die bereits eine Sportgruppe im obigen Verein gegründet haben. Grund genug nachzufragen, wie weit es noch ist, bis die ersten Meisterschaftsspiele in Österreich stattfinden und der Österreichische Meisterteller vergeben werden kann. Dieses noch immer aktuelle Interview mit Franz Schöffmann , führte Hans Popp von der Österreichischen Fußball Bundesliga.
Hans Popp: Was war der auslösende Impuls bei Ihnen, einer Österreichischen Blinden-Meisterschaft eine Basis zu geben?
Franz Schöffmann: Die sportbegeisterte Jugend hat natürlich durch die Medien von dieser relativ jungen Sportart erfahren (z.B. Paralympics, Europa- und Weltmeisterschaften). Dementsprechend ist der Wunsch junger Blindensportler, auch Fußball zu spielen, seit rund zwei Jahren vorhanden. Durch die Schaffung eines „Funcourts“ durch das Bundes- Blindenerziehungsinstitut im 2. Wiener Bezirk wurden nun die Voraussetzungen geschaffen, diese Sportart zu etablieren.
Hans Popp:: Seit wann wird eigentlich Blindenfußball in Österreich gespielt?
Franz Schöffmann: Wien ist wieder einmal die Keimzelle für neue sportliche Entwicklungen. Im VSC ASVÖ- Wien wird dieser Sport seit Oktober 2009 angeboten. Andere Mannschaften gibt es derzeit in Österreich (noch) nicht.
Hans Popp:: Hatte der Blindenfußball in Deutschland eine Vorbildwirkung für Sie?
Franz Schöffmann: Natürlich orientieren wir uns als kleinere Nation an Vorreitern, wie dies im Blindenfußball mit Deutschland der Fall ist. Die Kleinheit Österreichs ist natürlich für Mannschaftssportarten im Behindertensport eher ein Nachteil denn ein Vorteil, weil für Mannschaftssportarten immer eine größere Interessentenzahl vorhanden sein muss als bei Einzelsportarten, um sie erfolgreich zu betreiben.
Hans Popp:: In der Deutschen Blindenfußball- Bundesliga (DBFL) ist der Schirmherr DFB-Ehrenspielführer Uwe Seeler. Sollte sich in Österreich auch einmal ein Ex-Nationalspieler in dieser Position wieder finden?
Franz Schöffmann: Wenn wir es schaffen, in Österreich ein Meisterschaftsmodus zu etablieren, wäre dies sicher erstrebenswert. Für die Zuerkennung einer Österreichischen Meisterschaft bzw. Staatsmeisterschaft im Behindertensport sind aber 4 Länder- bzw. fünf Vereinsmannschaften Bedingung, also ist bis dahin noch ein weiterer Weg.
Hans Popp:: Gibt es schon einige Fußballvereine in Österreich, die sich zu einer Meisterschaft zusammenschließen würden?
Franz Schöffmann: Nein, noch nicht. Wir hegen aber die Hoffnung, dass unser Vorbild Schule macht und der Fußballsport für Blinde auch in Österreich nachhaltig Fuß fassen wird. Vernetzungen über den Österreichischen Behindertensport, im Besonderen den Fachausschuss für Blinden und Sehbehindertensport finden laufend statt und können auch in dieser Angelegenheit hilfreich sein.
Hans Popp:: Sind Trainingsmöglichkeiten für den Blindenfußball in Österreich eigentlich
vorhanden?
Franz Schöffmann: Nach meinem Wissen gibt es außer in Wien kein für Blindenfußball adaptiertes Spielfeld.
Hans Popp:: Haben Sie schon eine Plattform, wo Sie gezielt um Spieler werben bzw. Ihr Projekt präsentieren?
Franz Schöffmann: Über unsere Vereinshomepage (www.vscwien. at) bestehen zarte Ansätze, es gibt sicherlich Verbesserungspotential in dieser Richtung.
Hans Popp:: Im Bereich „Fußball“ haben sich einige Institutionen (z.B. Fußball-Bundesliga, football4all, ÖFB) zusammengefunden um blinden oder sehschwachen Fans noch mehr Stadionservice anzubieten. Wird z.B. der Stadionkommentar, BUNDESLIGA- ON EAR, von den blinden Fans angenommen?
Franz Schöffmann: Nach meinen privaten Erfahrungen gibt es Gruppen junger fußballbegeisterter Menschen, die dieses Service sehr gerne nutzen. Die Zahlen kann ich jedoch nicht einschätzen.
Hans Popp:: Haben Sie schon einmal Kontakt mit einem Bundesligaverein aufgenommen, um Ihre Spieler noch näher durch Aktionen zum „Fußball“ zu bringen?
Franz Schöffmann: Aus meiner Sicht ist das noch zu früh. Wir möchten dieses Fußballprojekt gut etablieren, bevor öffentlichkeitswirksame Schritte gesetzt werden.
Hans Popp:: Zurück zum Ball. Ist der spezielle Blindenfußball – mit den lauten Schellen im Inneren – in Österreich überhaupt erhältlich?
Franz Schöffmann: Nein. Wir haben unsere Bälle aus Berlin bezogen, und zwar beim Deutschen Blinden und Sehbehindertenverband.
Hans Popp:: Eine Blindenfußballmannschaft hat die gleiche „Materialschlacht“ zu bewältigen wie jede andere Fußballmannschaft. (Trainerstab, Dressen, Trainingsanzüge, Bälle, Trainingsgeräte, etc.). Ist genug Material vorhanden?
Franz Schöffmann: Diese Frage wird sich vor allem in der Zukunft verstärkt stellen, wenn es tatsächlich gelingt, an Turnieren, die wahrscheinlich sogar im Ausland stattfinden werden, teilzunehmen.
Hans Popp:: Haben Sie schon Sponsoren, die dieses doch einzigartige Projekt in Österreich unterstützen?
Franz Schöffmann: Über Projektförderungen decken wir den Basisbedarf ab. Sponsoring wird dann von Bedeutung sein, wenn wir an Turnieren teilnehmen können.
Hans Popp:: Gibt es für Sie „Fußballwünsche“ die in Erfüllung gehen sollten?
Franz Schöffmann: Der primäre Wunsch wäre natürlich die Verbreitung des Blindenfußballsports in Österreich, sodass schon auf nationaler Ebene ein Spielverkehr zustande kommen kann.
Kontaktadresse: Franz Schöffmann, VSC
ASVÖ-Wien, Postfach 11, 1097 Wien,
0664/3571519;
Internet: www.vsc-wien.at
franz_schoeffmann@aon.at oder vorstand@vsc-wien.at
Hans Popp:: Wir danken für das Interview Herr Schöffmann und hoffen, dass wir bald über das erste Fußballspiel ihrer Mannschaft in football4all berichten können.
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