Frank Reinel: Deutschlands einziger „Schiri“ im Rollstuhl
Montag 26. September 2011 von admin
Frank Reinel (30) ist deutschlandweit der einzige Schiedsrichter, der im Rollstuhl sitzt. Bisher leitet der Jurist nur Spiele der A-Klasse. Wenn der Schiedsrichterausschuss grünes Licht gibt, darf er wohl bald auch in der Kreisklasse pfeifen.
Wenn es so etwas gibt wie eine höhere Macht im Fußball, dann ist sie Frank Reinel diesmal besonders wohl gesonnen. Nicht nur, dass die Sonne über der städtischen Sportanlage am Weinweg in Regensburg strahlt, gerade meldet sich auch der Platzwart bei ihm: „Du pfeifst auf dem Kunstrasenplatz“, ruft er dem Schiedsrichter zu. Für Frank Reinel ist es eine gute Nachricht. Kein weicher Boden, kein störendes Gras – was die Spieler wollen, hält den 30-Jährigen nur auf. Denn Reinel ist Deutschlands einziger Schiedsrichter im Rollstuhl.
Es ist ein Spiel ohne Brisanz, das Reinel an diesem letzten Spieltag der B-Klasse leiten soll: FC Iliria Regensburg II gegen den TB/ASV Regenstauf III. Beide Mannschaften haben ihre Plätze in der Tabelle gefestigt, planen für die nächste Saison. Frank Reinel aber bereitet sich so konzentriert vor wie auf jedes andere Spiel.
Eine halbe Stunde vor Anpfiff fährt er noch einmal in die Garage des Sportheims, um den Akku seines Elektro-Rollstuhls aufzuladen. „Eigentlich ist das nur psychologisch“, erzählt er. Schließlich komme er mit einem Ladezyklus rund 15 Kilometer weit.
Frank Reinel leidet an einer angeborenen Gelenkversteifung, der Rollstuhl ist seine ständige Hilfe. Bis zu sechs Stundenkilometer schnell kann er damit sein. In einigen Wochen wird der Schiedsrichter ein neues Modell bekommen, das die doppelte Geschwindigkeit schafft. Die Krankenkasse übernimmt nur einen Teil der Kosten – „aber das leiste ich mir“, sagt Reinel. Er kann dann nicht nur schneller an die Universität Regensburg fahren, wo er als Jurist arbeitet, sondern steigt auch auf dem Platz auf: in die Kreisklasse. Zumindest habe ihm der Schiedsrichterausschuss signalisiert, einige Spiele testweise in dieser Liga pfeifen zu dürfen.
Nach 18 Minuten führt Regensburg mit 1:0.
Reinel kontrolliert die Partie, jedes Meckern unterbindet er sofort. „Ich habe mich doch extra so platziert, um das zu sehen“, weist er einen Spieler zurecht, der einen Abseits-Pfiff kritisiert. Zwar ist der Schiedsrichter mit seinem Rollstuhl langsamer als ein Läufer. „Wenn es ein paar Sekunden länger dauert, nimmt das aber oft automatisch die Hitzigkeit aus einer Situation“,
berichtet Reinel auch von positiven Seiten.
Für manche mag es befremdlich wirken, wenn er eine Kaffeetasse auf die Armlehne seines Rollstuhls stellt, um damit dessen Vorzüge zu loben. Wer sich aber länger mit ihm unterhält, der lernt, sich wieder mehr über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen. Etwa dann, wenn Reinel begeistert von seinem Büro in der Regensburger Universität erzählt und von der freien Sicht auf den Dom schwärmt.
Es ist eine Euphorie, die auch auf dem Platz sichtbar wird. Reinel scherzt gerne mit den Spielern, solange es die Spielsituation erlaubt. Dank seiner Erfahrung verliert er auch dann selten den Überblick. Reinel entdeckte früh seine Leidenschaft als Schiedsrichter. Bereits im Sportunterricht in der fünften Klasse pfiff er zum ersten Mal, seitdem immer wieder – bei Freundschaftsspielen oder Freizeitturnieren. Seit Herbst 2006 ist er offizieller Schiedsrichter des Bayerischen Fußball-Verbandes.
Bei den Fußballern jedenfalls scheint das gut anzukommen. „Respekt. An der Leistung kann man nichts aussetzen“, sagt ein Regenstaufer Spieler nach dem Abpfiff. Die Partie endete 1:1
Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 26. September 2011 um 09:26 und abgelegt unter Allgemein. Kommentare zu diesen Eintrag im RSS 2.0 Feed. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.